Der "Förderkreis zur Errichtung eines Denkmals für die ermordeten Juden e.V." wirbt seit einem Jahrzehnt für den Bau eines Holocaust-Mahnmals. Laut
Beschluß des Deutschen Bundestages vom 25.06.1999 sollte im Sommer 2001 mit dem Bau begonnen werden, was dann am 30. Oktober des gleichen Jahres durch einen Spatenstich von Wolfgang Thierse zumindest symbolisch auch
geschah. Wie Spiegel-online am 11.11.2002 berichtete, wächst aber die Sorge um wachsende Projektkosten. Dem Architekten Peter Eisenman schwebe eine Änderung der Pläne vor, nämlich die 2700 Stelen statt aus Beton aus
Schiefer zu errichten. Damit komme es zu Verzögerungen. Das Projekt wird aber weiter verfolgt, und Claudia Schiffer wirbt seit Anfang November 2002 im TV für Spendengelder zur Realisierung des Projekts. Mit etwas
Verzögerung kommen die Bauarbeiten aber 2003 voran. Allerdings sorgt seit Ende 2003 die Frage nach der geplanten Impregnierung der Stehlen durch eine Flüssigkeit eines ehemaligen Zyklon-B-Herstellers wieder für
Gegenwind und einen vorläufigen Baustopp. Sogar Forderungen nach einem generellen Baustopp werden wieder öffentlich laut.*
- Ort der Errichtung ist ein Grundstück, das nur eine schmale Straße vom
Brandenburger Tor entfernt liegt. Ein direkter Blick auf das Mahnmalgelände wird vom Potsdamer Platz und vom Brandenburger Tor aus, wo häufig fröhliche Volksfeste stattfinden, möglich sein. Durch die Lage an der Straße
direkt zwischen Brandenburger Tor und dem neu entstehenden Zentrum am Potsdamer Platz liegt das geplante Gelände mitten im Herzen Berlins an der zentralsten Stelle der Republik.
- Das Mahnmal-Gelände ist ca.
20.000 Quadratmeter groß. Dies entspricht zwei Fußballfeldern.
- Der Verkehrwert des Grundstücks beträgt ca. 300 Millionen Euro bei einem Preis von 15.000 Euro pro Quadratmeter.
- Eigentümer des Grundstücks sind die Bundesrepublik Deutschland und die Berliner Wohnungsbau-Gesellschaft. Mit dem Mahnmal-Bau verzichten beide Eigentümer auf die Möglichkeit eines gewinnbringenden Verkaufs des
Anwesens in der begehrtesten Lage Deutschlands. Der Staatskasse engehen so allein aufgrund des Grundstückwertes ca. 300 Millionen Euro.
- Gesprochen wird im allgemeinen aber nur von den geschätzten Baukosten
für das Mahnmal. Diese betragen nach Angaben der Wochenzeitung Das Parlament vom 2. November 2002 mindestens 25,5 Millionen Euro. Die tatsächlichen Kosten sind aber noch ungeklärt. Hinzu
kommt das Honorar für die geplante Gedenkstätte mit Informationsräumen bei dem Mahnmal, bei der es sich ebenso wie beim Mahnmal selbst um einen Entwurf des amerikanischen Künstlers Eisenman handelt.
- Die Gestaltung des Denkmals ist folgendermaßen geplant: 2700 bis zu 4 Meter hohe Betonstelen
überziehen das gesamte Grundstück. Diese sind je 2,30 Meter breit und 0,90 Meter tief sowie lehmfarben. Das Gewicht einer Stele beträgt 17,4 Tonnen. Insgesamt ergibt dies eine Masse von knapp 50.000 Tonnen. Dies ist ein ungeheures Gewicht, dessen Abstützung problematisch sein kann. Der Abstand von Stele zu Stele beträgt 1 Meter.
- Für die laufenden Unterhaltskosten von Denkmal und Dokumentationshallen sind noch keine Schätzungen bekannt geworden.
- Des weiteren fragt es sich, ob ein neues Mahnmal erforderlich ist, wo doch erst
jüngst in Berlin das Jüdische Museum errichtet wurde. Die Baukosten des Museums betrugen 117 Millionen DM. Der Bau hat so gewaltige Ausmaße, daß krmpfahft danach gesucht werden mußte, womit er
gefüllt werden soll. Es wurden Besucher durch das völlig leere Jüdische Museum geführt. Das Gebäude hat genügend Platz für Ausstellungen, Veranstaltungen und Dokumentationszentren, so daß ein zusätzliches Haus
des Erinnerns, das an das Mahnmal angegliedert werden soll, überflüssig ist. Darüberhinaus weist der von dem Architekten Libeskind realisierte Bau von seiner Konstruktion her bereits den Stelenwald auf, den auch das
geplante Holocaust-Mahnmal darstellen soll. „Libeskinds Berliner Bau wird inzwischen tatsächlich als Skulptur angesehen: als Ersatz für das Holocaust-Monument. Die suggestive Kraft des Gebäudes, so wird argumentiert,
sei nicht zu übertreffen - wozu noch ein Mahnmal?" (SPIEGEL 3/99).
- Nur Bundestagsabgeordnete der CDU/CSU-Union beantragten (im Mai 1999), das Vorhaben fallen zu lassen. So plädierten 58 Unionsabgeordnete
im Bundestag für einen generellen Verzicht auf das Mahnmal. Statt dessen solle der Bund das Geld der Erhaltung und Pflege bestehender Gedenkstätten zugute kommen lassen.
- Den Antrag unterstützten aus der CDU: Günter
Baumann, Otto Bernhardt, Klaus Brähmig, Monika Brudlewsky, Georg Brunnhuber, Hartmut Büttner (Schönebeck), Hubert Deittert, Jürgen Gehb, Klaus-Jürgen Hedrich, Manfred Heise, Martin Hohmann, Susanne Jaffke, Georg
Janovsky, Rainer Jork, Harald Kahl, Norbert Königshoven, Karl-Josef Laumann, Peter Letzgus, Manfred Lischewski, Michael Meister, Norbert Otto, Beatrix Philipp, Marlies Pretzlaff, Helmut Rauber, Peter Rauen, Christa
Reichard, Franz Romer, Helmut Schauerte, Norbert Schindler, Clemens Schwalbe, Wilhelm Josef Sebastian, Heinz Seiffert, Bernd Siebert, Hans-Otto Wilhelm, Klaus-Peter Willsch und Werner Wittlich.
- Aus der CSU wurde der
Antrag unterstützt von: Ilse Aigner, Renate Blank, Albert Deß, Herbert Frankenhauser, Georg Girisch, Wolfgang Götzer, Ernst Hinsken, Klaus Hofbauer, Klaus Holetschek, Josef Hollerith, Bartholomäus Kalb, Rudolf Kraus,
Hans Michelbach, Gerd Müller, Franz Obermeier, Klaus Rose, Kurt Rossmanith, Christian Ruck, Horst Seehofer, Max Straubinger, Matthäus Strebl und Hans-Peter Uhl.
- Diese Abgeordneten entsprachen mit ihrem Antrag dem
Willen des Volkes am ehesten. Denn die weitaus größte Gruppe des Deutschen Volkes (mit 49 %) sprach sich bei einer Umfrage des Emnid-Institutes für den Verzicht auf ein neues Mahnmal und die Verwendung des Geldes für
bereits bestehende Gedenkstätten aus (siehe unter „Argumente).
(Der obenstehende Text wurde am 12.11.2002 aktualisiert)