Argumente gegen ein Holocaust-Mahnmal am

Brandenburger Tor

 

    - Das Volk (der Souverän), will kein Holocaust-Mahnmal. Das geht aus einer repräsentativen Umfrage hervor, die das Emnid-Institut am 10.9.99 und 11.9.99 durchführte.

    Die Bürgerinnen und Bürger wurden gefragt: "Der Bundestag diskutiert zur Zeit über die Gestaltung eines Mahnmals, das zukünftig im Zentrum von Berlin stehen soll. Zur Gestaltung des Mahnmals gibt es folgende Vorschläge: Verzicht auf ein neues Mahnmal und Verwendung der vorgesehenen Gelder für bereits bestehende Gedenkstätten. Dies befürworten 49 % der befragten Bürger. Ein Mahnmal nicht nur für die verfolgten Juden, sondern für alle Opfer des Nationalsozialismus im Dritten Reich wollen 33 %; und ein Mahnmal allein für die im Dritten Reich verfolgten Juden mit der mehrsprachigen Aufschrift ‚Morde nicht’ befürworten nur 5 %. Ein Mahnmal für die verfolgten Juden in Form von 2700 Betonsäulen, ergänzt durch ein Haus der Erinnerung, wie es jetzt vorgesehen ist, befürworten der Umfrage zufolge sogar nur 3 %. Keine Meinung vertraten 9 %. Summe 100 %."

    Dies zeigt, daß die größte Gruppe der Befragten, nämlich 49 %, ein neues Mahnmal überhaupt ablehnt. Nur 3 % der Bevölkerung befürworten das Mahnmal in der geplanten Fassung. Den Bundestagsabgeordneten ist aber offenbar der Volkswille in dieser Frage ziemlich gleichgültig, sonst hätten sie nicht ausgerechnet den Vorschlag mit der geringsten Bevölkerungsunterstützung von 3 % angenommen. Hier sei an den millionenfachen Ruf der Demonstranten in der DDR erinnert : "Wir sind das Volk !". Nur ein Antrag der CDU/CSU brachte die Meinung der größten Gruppe der Befragten (49 %) in die Bundestagsdiskussion ein. Ziel des Antrages war, auf ein neues Mahnmal zu verzichten und das Geld bestehenden Gedenkstätten zukommen zu lassen. Doch dieser Antrag wurde im Bundestag abgelehnt.

    - Der Platz direkt neben dem Brandenburger Tor erscheint für ein Holocaust-Mahnmal denkbar ungeeignet. Das Brandenburger Tor, jahrzehntelang durch die Mauer undurchlässig, symbolisiert wie kein anderes Bauwerk in ganz Deutschland die bewegende Maueröffnung, die durch friedliche Demonstrationen herbeigeführt wurde sowie das Glück der deutschen Wiedervereinigung. So stellt es ein nationales Symbol ersten Ranges in Deutschland dar, ähnlich wie der benachbarte Reichstag, der Sitz des Deutschen Bundestages. Am Brandenburger Tor wird viel gefeiert und gesungen, etwa am Nationalfeiertag am 3. Oktober oder am Autofreien Tag. Daneben ein Holocaust-Mahnmal zu stellen ist geschmacklos. Auch in Österreich, wo kürzlich ein Holocaust-Mahnmal eröffnet wurde, steht dieses nicht unmittelbar räumlich bei den wichtigsten nationalen Symbolen. Das Mahnmal Wiens, das auch viel kleiner ist als das in Berlin geplante, steht im Judenviertel. Altbundeskanzler Helmut Schmidt (SPD) schreibt in seinem Buch „Handeln für Deutschland“ (Rowohlt-Verlag Berlin 1993): „Einen der möglichen Irrwege sollten wir auf jeden Fall vermeiden, nämlich unserer Jugend die lange Geschichte unseres Volkes als einen einzigen Weg zum Verbrechen, als ein Verbrecheralbum vorzustellen;...“ (Seite 184). In diesem Zusammenhang nennt Schmidt die pauschale Verurteilung aller Wehrmachtsoldaten. Aber auch ein riesiges Mahnmal direkt im Zentrum der Hauptstadt dürfte hierunter fallen und die ohnehin schwach ausgeprägte nationale Identität weiter schwächen. Schmidt schreibt weiter : „Die praktische Vernunft, die wir nötig haben, muß die Tatsachen zugrunde legen, und der Wunsch des Volkes nach nationaler Identität ist eine der Tatsachen.“ (Seite 185)

    - Zum anderen ist problematisch, daß das Holocaust-Mahnmal einzig den jüdischen Opfern gilt. Das kann als Verhöhnung der nicht jüdischen Holocaust-Opfer aufgefaßt werden, aber auch der Opfer von Vertreibung, die es auf deutscher Seite gab.

    - Für den Erhalt und die Pflege bestehender Mahnmale und Gedenkstätten ist das für das zentrale Holocaust-Mahnmal vorgesehene Geld besser angelegt. (Auch der Erhalt von Zeugnissen des Terrors des SED-Regimes ist zu berücksichtigen.)

    - Auch muß Kritik an einem künstlich geschaffenen Mahnmal generell angemeldet werden. Denn wer mahnt wen? Originale hingegen mahnen von sich aus und verfolgen nicht – wie etwa der SED-Antifaschismus – Machtinteressen.

    - Ein Holocaust-Mahnmal trägt auch nicht zur Aussöhnung zwischen jüdischen und christlichen Deutschen bei. Man stelle sich analog vor, in Irland würden nach Unterzeichnung eines Friedensvertrages die einst rivalisierenden protestantischen und katholischen Gruppen der jeweils anderen Seite ein Mahnmal vorsetzen. Es wäre eine Frage der Zeit, bis ein solches Gebilde zu einem Zankapfel würde.

    - Vor diesem Hintergrund fragt es sich, ob das für das Mahnmal vorgesehene Geld nicht zukunftsgewandt etwa zum Abbau der Staatsschulden, für ein leistungsfähigeres Gesundheitswesen oder andere Kulturbereiche wie den Erhalt bestehender Gedenkstätten aus der betreffenden Zeit zweier diktaturen auf deutschem Boden verwendet werden sollte.

     

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