Geistreiches aus der Presse Zum Begriff “Holocaust”
“Unter den verschiedenen Tieropfern im Jerusalemer Heiligtum gab es eines, das weder von den Spendern noch von den
Priestern gegessen werden durfte, weil es in Gänze verbrannt wurde. Das hebräische Wort für dieses Opfer war olá (wörtlich: emporsteigend), in der griechischen Übersetzung der Tora wurde das Wort holocauston (= gänzlich
verbrannt) dafür verwendet. Die olá (holocauston) war, solange der Opferdienst in Kraft war und ausgeführt wurde, der höchste Ausdruck totaler Hingabe an Gott.Die Massenabschlachtung von Menschen durch die
Nationalsozialisten als olá (“Holocaust”) und damit sogar als von der Tora geboten und von Gott wohlgefällig zu bezeichnen, ist nicht nur ein Mißverständnis, sondern Blasphemie, Beleidigung der Opfer und Verherrlichung
der Mörder. Daß das Wort “Holocaust” auch von Juden selbst verwendet wird, zeigt, wie sehr diese inzwischen von ihren traditionellen Wurzeln abgeschnitten und die Kenntnisse über das Judentum und seine
Kultur verlorengegangen sind. Auch Elie Wiesel, der zuerst diesen Begriff für den planmäßigen Massenmord verwendete, soll dies inzwischen bereuen. Der treffendere Begriff Schoa wird in der lateinischen
Übersetzung der Bibel richtig mit devastatio, pernicies, vestae ruinac übersetzt, zu deutsch Totalvernichtung und -verwüstung.” (Yehuda Radday in der von der Bundeszantrale für politische Bildung herausgegebenen
Wochenzeitung Das Paralment, o. D.) G L O S S E Claudias Airbag
Vergangenheitsbewältigung ohne Unfallgefahr
Von Jens Jessen Der Weg zu dem Berliner Mahnmal für die ermordeten Juden Europas war bekanntlich lang und nicht frei von Verirrungen. Der erste offene Wettbewerb zeitigte ein wahres
Schreckenskabinett des Kitsches und der Schauerromantik. Aber selbst der zweite, nur noch von namhaften Beiträgern bestrittene Wettbewerb provozierte allerlei Merkwürdigkeiten. Der bizarrste Entwurf zeigte einen
Eisenbahnwaggon auf schiefer Ebene (wahrscheinlich des Verhängnisses), der in regelmäßigen Abständen unfallträchtig auf eine Mauer (wahrscheinlich des Todes) zufahren sollte. Aha, kommentierte damals ein befremdeter
Besucher, der Waggon knallt also auf die Mauer, und dann steigt Claudia Schiffer aus und preist den Airbag. Die Verbindung zwischen Mannequin und Mahnmal war damals noch rein assoziativ und inspiriert von einer
Fernsehwerbung, in der Claudia Schiffer dank eines Airbags unbeschadet dem Citroën entstieg, den sie gerade vor die Wand gesetzt hatte. Heute hat sich, was der Schöpfer des galligen Bonmots nicht ahnen konnte, die
Verbindung gespenstisch konkretisiert. Claudia Schiffer macht wieder Werbung im Fernsehen, aber diesmal wirbt sie um Spenden für das Mahnmal. Es ist allerdings eine diskrete Werbung, denn das Model ist nicht zu sehen,
sondern nur zu hören. Gleichwohl bleibt der Gedanke an den Airbag lebendig; er hat sogar an Unbehaglichkeit gewonnen. (...). Uns schaudert zwar noch immer beim Denken an Hitler; aber unsere Claudia, unsere
Spenden und unser Mahnmal schützen uns heute zuverlässig vor dem moralischen Schock Aus: Die Zeit, 46/2002. (Zum vollständigen Text) *** „Jetzt wäre es Zeit für eine Debatte, ob nicht das Mahnmal-Projekt von gestern ist“ Am 9. September 2001 wurde das Jüdische Museum von Architekt Daniel Libeskind in Berlin feierlich eröffnet. Dieses Ereignis regt zur Diskussion an, ob das geplante
Holocaust-Mahnmal noch zeitgemäß ist. Dazu Michael Mertes im Rheinischen Merkur vom 7. September 01 auf der Titelseite: „ Das Holocaust-Mahnmal verbreitet den überlebten Geist der Hoffnungslosigkeit. Der Libeskind-Bau dagegen sensibilisiert für Chancen der Zukunft. ...Das Berliner Museum rückt jetzt die deutsch-jüdische Geschichte vor 1933
ins Blickfeld der Öffentlichkeit. Für Juden osteuropäischer Herkunft – sie bilden die überwältigende Mehrheit der Juden in Deutschland – ist diese ältere Vergangenheit zwar kein Teil der eigenen Familiengeschichte. Aber
sie könnten darin Möglichkeiten deutsch-jüdischer Existenz entdecken, die als Modelle für die Zukunft taugen. Schon heute zeichnet sich ab, dass die jüdische Gemeinschaft in Deutschland ebenso pluralistisch wird wie
die christliche (und zunehmend entchristlichte) Mehrheit. Da gibt es einerseits religiöse Juden verschiedener Observanz und andererseits „deutsche Staatsbürger jüdischen Unglaubens“ (um ein ironisches Wort Sigmund
Freuds aufzugreifen). Es gibt jene, die ein intensives jüdisches Familienleben pflegen, und jene, die mit ihrem Ehepartner und den gemeinsamen Kindern jüdisch-christliche Ökumene praktizieren. Manche identifizieren sich
ohne Einschränkung mit der deutschen Kultur, manche wiederum hegen bewusst ihre russischen oder israelischen Wurzeln. Zu alledem passt der Museumsbau von Daniel Libeskind. Seine bizarren Formen erinnern nicht nur an
die Brüche deutsch-jüdischer Geschichte, an enttäuschte Hoffnungen und an die klaffenden Leerstellen, die der nationalsozialistische Nihilismus hinterlassen hat. Sie symbolisieren auch die Vergeblichkeit jeden Versuchs,
eine „Symbiose“ herbeizuzwingen, die es so nie gegeben hat. Die dialektische Pointe dieser Erkenntnis bestünde darin, die Vielfalt deutsch-jüdischer Lebensentwürfe nicht als Manko aufzufassen, sondern als zweite Chance.
Damit könnte der Libeskind –Bau dem geplanten Holocaust-Mahnmal ernsthafte Konkurrenz machen. In seiner ganzen Komplexität, in seiner Offenheit gegenüber dem Plural von Vergangenheit und Zukunft ist er
der betonierten Eindeutigkeit des Eisenman-Entwurfs allemal überlegen. Die Regierung Schröder hat richtig gehandelt, als sie das Jüdische Museum Berlin in die Obhut des Bundes übernahm. Jetzt wäre es Zeit für eine
Debatte darüber, ob nicht das Mahnmal-Projekt von gestern ist, weil es den Betrachter in völliger Hoffnungslosigkeit zurücklässt. Es ist keine Schande zuzugeben, daß man klüger geworden ist. Der Kanzler wollte einen
Gedenkort, „zu dem man gerne geht“. Libeskind hat ihn geschaffen. ....“ Zrück zum Inhaltsverzeichnis |